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LNG-Terminals an deutschen Häfen sichern Versorgung

Von den ursprünglich fünf deutschen Standorten für die LNG-Terminals befinden sich zwei in Niedersachsen (Wilhelmshaven und Stade), einer im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel sowie zwei in Mecklenburg-Vorpommern – nämlich in Mukran auf Rügen sowie zeitweilig in Lubmin beim Greifswalder Bodden. Derzeit handelt es sich an allen Standorten um schwimmende Terminals bestehend aus großen Regasifizierungsschiffen (Floating Storage and Regasification Unit – FSRU) mit Pipelineinfrastruktur zum Anschluss an das Fernleitungsgasnetz an Land. In Betrieb sind Stand Dezember 2024 die Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Mukran. Die Gesamtkosten für die Standorte Wilhelmshaven I, Wilhelmshaven II, Brunsbüttel und Stade sowie die Charterkosten für eine fünfte FSRU sowie Teilkosten für den Bau der Anbindungspipeline zum Ostseestandort Lubmin beliefen nach Angaben der Bundesregierung vom Mai 2023 sich auf etwa neun Milliarden Euro. Mittelfristig sollen die schwimmenden Terminals durch Import- und Distributionsterminals an Land ersetzt werden. Ab 2044 dürfen diese Anlagen gemäß LNG-Beschleunigungsgesetz (LNGG) nur noch klimaneutralen Wasserstoff und dessen Derivate verarbeiten. Darüber hinaus sind an fast allen LNG-Standorten auch größere Elektrolyseanlagen zur Produktion von grünem Wasserstoff geplant.

Verantwortlich für den Betrieb der Terminalstandorte Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade ist die Deutsche Energy Terminal GmbH (DET). Den Standort Mukran betreibt die im Jahr 2022 gegründete Deutsche Regas GmbH. DET ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Bundes, die Geschäftstätigkeit am 15.01.2023 aufgenommen hat. Ihre Einnahmen fließen nach Abzug der Betriebskosten in den Bundeshaushalt zurück. Neben dem operativen Betrieb ist die DET auch für die Vermarktung der Regasifizierungskapazitäten von LNG und die Einspeisung in das deutsche Gasnetz zuständig. In 2023 und 2024 wurden jeweils rund sieben Milliarden Kubikmeter Gas über die drei bereits laufenden LNG-Terminals eingespeist. Das entspricht einem Anteil von rund acht Prozent an den gesamten Gasimporten nach Deutschland. Angesichts dieses geringen Anteils und des sinkenden Erdgasbedarfs im Zuge der Energiewende halten Kritiker den Umfang des LNG-Ausbaus für deutlich überdimensioniert. Der Bund und die beteiligten Länder verweisen dagegen auf den zunehmenden Bedarf Deutschlands an grünem Wasserstoff und Wasserstoffderivaten, der künftig zu einem relevanten Anteil durch Importe aus verschiedenen Lieferländern gedeckt werden muss. Dafür werde eine entsprechende Terminalinfrastruktur gebraucht, die zu dem eine bessere Ausgangslage bietet im Sinne einer resilienteren Energieversorgung bei zukünftigen Krisen oder Lieferengpässen im Pipelinetransport.

Grafik Terminals der DET

Die Terminals in Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel werden von der DET betrieben.

Erstes LNG-Terminal ist in Betrieb: Wilhelmshaven I

Als erstes deutsches LNG-Terminal ist im Dezember 2022 die FSRU „Höegh Esperanza“ in der Nähe des Jade-Weser-Ports in Betrieb gegangen. Die DET hat dazu mit der Reederei Höegh Evi einen Chartervertrag für den Zeitraum von zehn Jahren abgeschlossen. Das 2018 gebaute, 294 Meter lange Schiff fasst 170.000 Kubikmeter und verfügt nach DET-Angaben über eine Regasifizierungskapazität von bis zu 750 MMSCFD (million standard cubic feet per day)*. Der Energieversorger Uniper hat das Terminal innerhalb kürzester Zeit zusammen mit Partnern wie Open Grid Europe (OGE) und Niedersachsen Ports (NPorts) errichtet und betreibt es nun im Auftrag der Bundesregierung. Über einen neugebauten Anleger ist das Terminal über eine Pipeline direkt an das deutsche Fernleitungsnetz angeschlossen. Dies ermöglicht eine jährliche Netzeinspeisekapazität von bis zu 4,7 Milliarden Kubikmeter.

Im Rahmen des Projekts „Green Wilhelmshaven Terminal“ von Uniper sollen sowohl ein Ammoniak-Importterminal als auch eine 1-GW-Elektrolyseanlage für die Wasserstoffproduktion bis 2030 an Land unweit des schwimmenden Terminals gebaut werden und diesen ersetzen. Ziel ist der Wasserstoffimport in Form von grünem oder blauem Ammoniak aus globalen Quellen, die Umwandlung des Ammoniaks in Wasserstoff und die Einspeisung in das deutsche Wasserstoff-Kernnetz. Der Elektrolyseur könnte laut Uniper-Angaben in Kombination mit dem Importterminal rund 300.000 Tonnen grünen Wasserstoff liefern, was zehn bis 20 Prozent des für 2030 erwarteten Bedarfs in ganz Deutschland entspräche. Das Projekt ist Teil des Großprojekts Energy Hub Wilhelmshaven.

*million standard cubic feet per day ist eine vorwiegend in den USA gebräuchliche Maßeinheit für Erdgas. Eine MMSCFD entspricht 1180 m³/h

Grafik: Der Energieversorger Uniper will Wasserstoff in Form von Ammoniak über das Green Wilhelmshaven Terminal (GWT) importieren und verarbeiten. Die Anlagen soll bis 2030 in Betrieb gehen.

Der Energieversorger Uniper will Wasserstoff in Form von Ammoniak über das Green Wilhelmshaven Terminal (GWT) importieren und verarbeiten. Die Anlagen soll bis 2030 in Betrieb gehen.

Zweites schwimmendes LNG-Terminal soll 2025 ans Netz: Wilhelmshaven II

Mit der „Excelerate Excelsior“ soll ein zweites schwimmendes Terminal am Standort Wilhelmshaven in Betrieb gehen. Die FSRU verfügt über eine Tankkapazität von 138.000 Kubikmetern und besitzt Regasifizierungskapazitäten von bis zu 500 MMSCFD. Die jährliche Netzeinspeisung beträgt bis zu 3,9 Milliarden Kubikmeter. Das 2005 gebaute Schiff der US-amerikanischen Reederei Excelerate Energy wurde von der DET unter fünfjährigen Chartervertrag genommen. Die DET rechnet mit einer Inbetriebnahme der FSRU im ersten Quartal 2025. Als einziges der insgesamt vier DET-Terminals ist es als Inselanleger konzipiert und damit tideunabhängig befahrbar. Es befindet sich etwa 1,5 Kilometer vor der Küste, knapp zwei Kilometer südlich des bereits in Betrieb befindlichen Terminals Wilhelmshaven. Beim Betrieb dieser zweiten FSRU vor Wilhelmshaven fungieren TES und der Energiekonzern Engie als Dienstleister für die staatliche Betreibergesellschaft DET.

Im Rahmen des Energy Hub Wilhelmshaven plant Tree Energy Solution u. a. den Bau eines LNG-Terminals und einer Wasserstoffelektrolyseanlage an Land. Statt LNG soll zunehmend strombasiertes Methan (e-NG) importiert und zu Wasserstoff umgewandelt oder direkt ins Ferngasnetz einspeist werden. Zugleich soll anfallendes CO2 per Schiff zu den e-NG-Produktionsstätten in Übersee zurück transportiert und erneut genutzt werden.

Brunsbüttel: LNG zu Wasser und an Land

Die FSRU „Höegh Gannet“ liegt vor Brunsbüttel an der Unterelbe und ist seit dem Frühjahr 2024 an das Gasfernleitungsnetz angeschlossen. Das 2018 gebaute Schiff verfügt über eine Tankkapazität von 170.000 Kubikmetern und bietet eine Regasifizierungskapazität von bis zu 750 MMSCFD. Bis zu 3,7 Milliarden Kubikmeter pro Jahr können laut DET in das Netz eingespeist werden. Mit der Planung und dem Bau eines landseitigen Terminals in unmittelbarer Nachbarschaft zum Industriegebiet ChemCoast Park ist die German LNG Terminal GmbH (GLNG) beauftragt. Gesellschafter und damit Auftraggeber sind die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Auftrag der deutschen Bundesregierung mit einem Anteil von 50 Prozent sowie Gasunie und RWE, die Anteile von 40 bzw. zehn Prozent halten.

Zunächst für den Import von fossilem LNG vorgesehen, soll das Terminal sukzessive „grünes“ Erdgas und Wasserstoffderivate weiterverarbeiten. Im ChemCoast Park sind überwiegend Unternehmen energieintensiver Industrien angesiedelt. Sie sind laut GLNG potenzielle Abnehmer der Gase. Zum anderen können sie dem Terminal (Ab-)Wärme liefern, die zur Regasifizierung benötigt wird. Das Terminal soll eine jährliche Durchsatzkapazität von acht Milliarden Kubikmetern Erdgas haben. Die ersten Bauarbeiten sind im Frühjahr 2024 gestartet. Das Terminal soll möglichst früh im Jahr 2027 in den Regelbetrieb gehen. Mit ConocoPhillips, INEOS und RWE Supply & Trading hat die GLNG bereits Vereinbarungen über langfristige Regasifizierungskapazitäten im Terminal geschlossen.

Stade: LNG-Produktion am Elbhafen

Seit März 2024 ist das LNG-Terminal beim Elbhafen Stade einsatzbereit. Das FSRU-Schiff „Energos Force“ hat eine Tankkapazität von 174.000 Kubikmetern. Die Regasifizierungskapazität beläuft sich auf bis zu 750 MMSCFD und die Netzeinspeisung beträgt bis zu 4,7 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Auch hier rechnet DET mit einer Inbetriebnahme im ersten Quartal 2025. Die FSRU soll mittelfristig abgelöst werden durch den „Hanseatic Energy Hub“, ein landseitiges Importterminal für verflüssigte Gase, das im bestehenden Industriepark errichtet werden soll. Das Terminal, dessen Infrastruktur auch für Bio-LNG und Synthetic Natural Gas (SNG) zugelassen ist, soll 2027 in einer ersten Ausbaustufe für LNG in Betrieb genommen werden. Die zwei dazu vorgesehenen LNG-Tanks zählen mit einem Fassungsvermögen von jeweils 240.000 Kubikmetern zu den größten in Europa. Die geplante Regasifizierungskapazität beträgt 13,3 Milliarden Kubikmeter pro Jahr.

Nach Angaben der Hanseatic Energy Hub GmbH (HEH) haben die drei europäischen Energieversorger EnBW, SEFE und ČEZ 90 Prozent davon langfristig gebucht. Die restliche Kapazität ist für kurzfristige Buchungen reserviert. Die Langfristverträge beinhalten die Option, später auf klimaneutrale, wasserstoffbasierte Energieträger umzustellen. Planung und Umsetzung erfolgen laut HEH „Ammoniak-ready“, so dass der Markthochlauf von Wasserstoff modular begleitet werden kann. Ammoniak sei als Transportmittel für Wasserstoff, da Handling, Transport und Speicherung über viele Jahre erprobt. Ein Projektbeteiligter und zugleich potenzieller Großabnehmer für LNG und grüne Gase ist Dow Chemicals, ein weltweit agierender Hersteller von Kunststoffen, industriellen Zwischenprodukten, Beschichtungen und Silikonen. Dow Chemicals ist zugleich das größte Unternehmen im Industriepark Stade. Die dort entstehende Abwärme der Dow-Produktionsanlagen soll in der LNG-Terminalanlage genutzt werden, um das Flüssiggas zu regasifizieren.

LNG-Terminal „Deutsche Ostsee" liegt in Mukran

Die Deutsche Regas GmbH hat Anfang September 2024 den Regelbetrieb am LNG-Terminal „Deutsche Ostsee“ in Mukran gestartet. Projektbeteiligte sind u.a. Total Energies und das LNG-Logistikunternehmen TransGas. Am Standort wird per Tanker angeliefertes Flüssigerdgas regasifiziert und über eine ca. 50 Kilometer lange Pipeline nach Lubmin transportiert. Dort wird das Erdgas in das deutsche Ferngasleitungsnetz (EUGAL bzw. OAL/NEL) eingespeist. Damit besteht auch die Option, Erdgas über das tschechische Gasfernleitungsnetz (GAZELA) bis nach Österreich zu transportieren. Das Terminal hat genehmigte Kapazität von 13,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas.

Über Lubmin plant die Deutsche Regas ab Anfang 2026 grüne Gase zu importieren. Laut Unternehmensangaben soll dort das weltweit erste schwimmende Importterminal für die großtechnische Umwandlung von grünem Ammoniak zu grünem Wasserstoff (Ammoniak-Cracking) entstehen. Die jährliche Produktionskapazität wird mit 30.000 Tonnen beziffert. Die eingebettete grüne Ammoniak-Cracker-Technologie wurde von Höegh LNG entwickelt und dient als industrielles Pilotprojekt für die Umrüstung und Dekarbonisierung von FSRUs in Deutschland. Die Deutsche Regas wird die landseitige Terminalinfrastruktur bereitstellen und die Gesamtkoordination des Projekts, einschließlich Genehmigungsverfahren und die Vermarktung der Kapazitäten am Terminal übernehmen. Das Terminal soll ab Anfang 2026 in Betrieb gehen. In Lubmin ist zudem eine Elektrolyseanlage an Land geplant, die in der Endausbaustufe (500 MW) rund 80.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren soll. Der Wasserstoff soll über zum Teil bestehende Gas-Infrastruktur von Lubmin nach Schwedt zur dortigen Raffinerie transportiert sowie in das zukünftige Wasserstoff-Kernnetz eingespeist werden.

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