Kommen grüne Energieträger und chemische Einsatzstoffe künftig aus Raffinerien? Das könnte gut sein. Denn: Die heutige Mineralölwirtschaft kann die Molekülwende entscheidend vorantreiben. Raffinerien erzeugen eine Bandbreite von chemischen Rohstoffen wie zum Beispiel Naphtha oder Paraffine und Energieträger wie Otto- und Dieselkraftstoff oder auch Kerosin. Dazu gehört auch die Herstellung von Kohlenwasserstoffen, die als chemische Vorprodukte eine wichtige Rohstoffquelle für etwa die Chemie- oder Pharmaindustrie dienen.
Eine andere stoffliche Nutzung ist Bitumen im Straßenbau. Kuppelproduktion ist dafür das Stichwort. Die Fokussierung auf die Herstellung eines einzelnen Produkts, wie beispielsweise nachhaltiges Kerosin, ist weder prozessbedingt noch wirtschaftlich darstellbar.
Die enge Verknüpfung von Raffinerien mit anderen Industriezweigen hat bisher dazu beigetragen, die Wettbewerbsfähigkeit trotz im internationalen Vergleich hoher Energiekosten und Umweltauflagen zu erhalten. Daher sollten bestehende hocheffizient vernetzte lokale Industriecluster rund um Raffinerie- und Importstandorte erhalten bleiben. Das böte gute Voraussetzungen für eine „gleitende“ Transformation ohne drastische Strukturumbrüche und erhöht so die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende.