Energiewende in Nordeuropa: Vorreiter Skandinavien?
Skandinavien und die nordischen Länder seien, folgt man den Medien, dem übrigen Europa bei der Energiewende deutlich voraus: Unser nördlicher Nachbar Dänemark generiert seinen Strom hauptsächlich aus Windenergie. In Norwegen dominieren Wasserkraftwerke und auf den Straßen sind deutlich mehr Elektroautos unterwegs als hierzulande. Schweden setzt ebenfalls auf Windenergie. Und Finnland will bereits 2035 klimaneutral sein – so schnell wie kein anderes Industrieland. Und Island? Die Insel im Nordatlantik hat genug Energie unter der Erde, dass die Energiewende in Sachen Strom und Wärme für Haushalte bereits umgesetzt ist. Doch sind die Länder im hohen Norden wirklich so vorbildlich wie es scheint?
Fangen wir ganz im Norden an: Island. Die Insel aus Feuer und Eis ist nicht nur für Sagen und alte Geschichten bekannt, sondern auch für heiße Quellen, nahezu unaussprechliche Vulkane – und Tiefdruckgebiete, die schlechtes Wetter nach Deutschland bringen. Früher war Heizkohle das Business auf der Insel. Heute sieht es anders aus. Die weltweite Ölkrise 1973 gab den entscheidenden Anstoß. Das Land konnte sich den Import von Öl und Kohle nicht mehr leisten und setzte auf heimische Ressourcen. Heute führt kein Weg an Geothermie und Wasserkraft vorbei, wenn es um die Energiegewinnung für die rund 370.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Vulkaninsel geht. Nahezu der komplette Strom- und Wärmebedarf des kleinen Landes werden mit Geothermie (70 Prozent) und Wasserkraft (30 Prozent) gedeckt. Mission completed. Zumindest, was die Privathaushalte angeht.
Skandinavien: Island betreibt weltweit größte CCS-Anlage
In Sachen Innovationen kann der kleine Staat mit einer Reihe beeindruckender Projekte aufwarten. So steht die weltweit größte Direct Air Capture and Storage-Anlage (CCS), die CO₂ aus der Luft aufnimmt und in Gestein bindet, in Island: Orca ist im September 2021 in Betrieb gegangen. Rund 4.000 Tonnen Kohlendioxid filtert Orca Jahr für Jahr aus der Luft. Und auch dabei kommt Geothermie zum Einsatz: Große Ventilatoren in Containern saugen die Luft ein. Hinter den Ventilatoren befindet sich ein Kollektor, in dem wird das CO₂ an der Oberfläche eines Filtermaterials aufgefangen. Anschließend erwärmt sich die Temperatur im Inneren von Orca auf bis zu 100 Grad Celsius. Dann wird das CO₂ freigesetzt, mit Wasser vermischt und einen Kilometer weit ins Erdreich gepumpt. Die Erwärmung der Kollektoren geschieht mit Geothermie.
Die Erdwärme, die Orca nutzt, kommt aus dem Geothermalkraftwerk Hellisheiði. Das liegt 25 Kilometer außerhalb von Reykjavík und versorgt die rund 140.000 Einwohner der isländischen Hauptstadt mit klimafreundlicher Energie. Mit einer installierten Leistung von 400 MW thermisch und 300 MW elektrisch ist es eines der größten Geothermie-Kraftwerke der Welt. Und auch das Geothermie-Universitätsprogramm der Vereinten Nationen hat seinen Sitz auf der Insel, isländische Fachleute betreuen weltweit Projekte.
Vulkaninsel produzierte als erstes Land E-Fuels im industriellen Maßstab
Klingt erstmal alles gut, aber: Der isländische Verkehrssektor hinkt hinterher. Island importiert fossile Kraftstoffe für Autos, Flugzeuge, Landmaschinen und Schiffe. Die Neuzulassungen an Elektrofahrzeugen ist im vergangenen Jahr um fast die Hälfte zurückgegangen, obwohl das Land an der Ringstraße – Islands berühmter Route rund um die Insel – immer mehr Ladestationen errichtet. Doch Island wäre nicht Island, wenn es nicht auch hier einen Weltrekord geben würde: Die erste Anlage, die E-Fuels im industriellen Maßstab produzierte, steht in Island. In der George Olah-Anlage wird seit 2011 erneuerbares Methanol aus CO₂ und Wasser hergestellt. Derzeit rund 4.000 Tonnen pro Jahr. Das CO₂ stammt aus dem benachbarten Geothermiekraftwerk, wo CO₂-haltiges Gas an die Oberfläche tritt.
Island ist nicht in der EU – ist also unabhängig von ihren Klimazielen. Die isländische Regierung hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen. Und obwohl es klimaneutrale Energie im Überfluss zu geben scheint, und sogar Straßen und Fußwege damit beheizt werden, damit sie nicht vereisen, gibt es Herausforderungen, die die Insel im Atlantik meistern muss. Eine davon ist die Industrie. Die vergleichsweise günstigen Energiepreise auf Island locken Unternehmen. Immer mehr Konzerne verlagern Teile ihrer Produktion auf die Vulkaninsel. So fließt ein Großteil des klimafreundlich erzeugten Stroms in die Metallindustrie. Was Islands Wirtschaft freut, ist dennoch schlecht für das Klima. Denn die großen Konzerne stoßen eine Menge CO₂ aus. Seit 1990 sind die CO₂-Emissionen Islands gestiegen – trotz der grünen Energiequellen, die genutzt werden. Auch auf der Insel aus Feuer und Eis ist noch eine Menge zu tun.
Norwegen: E-Autos und Ökostrom
Auf nach Norwegen. Das Königreich in Skandinavien ist bekannt für E-Mobilität und Wasserkraft. Die Stromerzeugung ist bereits nahezu komplett auf erneuerbare Quellen wie Wasser- und Windkraft umgestellt. 2023 lag der Anteil der regenerativen Energien bei der norwegischen Stromerzeugung bei 99 Prozent. Und auch bei der E-Mobilität gilt Norwegen als Vorreiter in Europa. Rund 82 Prozent aller Autos, die auf Norwegens Straßen unterwegs sind, sind elektrisch betrieben. Der Marktanteil von Dieselfahrzeugen liegt bei 2,5 und von Benzinern bei 1,2 Prozent. Zehn Jahre lang hat die Regierung die Elektromobilität im Land gefördert. Die Mehrwertsteuer auf den Kauf dieser Autos wurde abgeschafft, die Maut- und Parkgebühren gesenkt. Saßen mehrere Menschen in einem Auto, duften Bus- und Taxispuren benutzt werden. Das hatte einen Boom entsprechender Fahrzeuge zur Folge. Doch diese Vergünstigungen gibt es seit Beginn des Jahres 2023 nicht mehr.
Mit deutlichen Auswirkungen: 2022 wurden rund 175.000 elektrisch betriebene Fahrzeuge neu zugelassen, 2023 waren es nur noch rund 127.000. Zusätzlich zur Mehrwertsteuer beim Kauf, kommt eine Steuer für das Gewicht des Fahrzeugs. Bei Autos mit Verbrennungsmotoren werden neben der Zulassungssteuer, Gebühren für Gewicht, CO₂- und Nox-Emissionen fällig. Ab 2025 sollen in Norwegen ausschließlich emissionsfreie Pkw zugelassen werden – ob das Ziel mit den derzeitigen Vorgaben erreicht werden kann, ist fraglich.
CCS: 1,5 Millionen Tonnen CO2 sollen jährlich verpresst werden
Dennoch ist sich Norwegen des CO₂-Problems bewusst und startete im vergangenen Dezember ein CCS-Pilotprojekt, bei dem das Kohlendioxid, was in einem Zementwerk anfällt, verpresst werden soll. Die Zementindustrie ist weltweit für große Mengen CO₂ verantwortlich. Das CO₂ soll nun im norwegischen Brevik bei niedriger Temperatur aufgefangen werden. Dafür genutzt wird eine Chemikalie, die das CO₂ absorbiert. Anschließend wird es in Behältern gekühlt, eine weitere Chemikalie hinzugegeben, wieder erhitzt, um das CO₂ abzuspalten und dann zu verflüssigen. Die Energie dafür stammt aus der Abwärme des Zementofens. Das verflüssigte CO₂ wird dann per Schiff in den Norden Norwegens verfrachtet, dort per Pipeline zu seinem endgültigen Lagerort weit draußen in der Nordsee weitertransportiert. und soll dann im Sandstein in 2,6 Kilometern Tiefe verpresst werden. Insgesamt 1,5 Millionen Tonnen jährlich.
Und nicht nur CO₂, was in Norwegen anfällt, könnte so gelagert werden. Zusätzlich ist eine 900 Kilometer lange Pipeline geplant, die Deutschland und Norwegen verbindet. 20 bis 30 Millionen Tonnen CO₂ könnten so Jahr für Jahr unter dem Meeresboden gespeichert werden. Das entspricht rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen, die in der deutschen Industrie anfallen. Die Pipeline soll noch vor 2032 einsatzbereit sein. Und auch die Niederlande wollen die Speicherkapazitäten Norwegens nutzen: Ab Anfang 2025 sollen 800.000 Tonnen CO₂ jährlich in flüssiger Form per Schiff nach Norden transportiert werden, Um es vor der Küste dann dauerhaft unter dem Meeresboden zu speichern.
Großer Exporteur von Öl und Gas
Parallel zur Transformation der norwegischen Energieversorgung spielt das klassische Öl- und Gasgeschäft noch eine wichtige Rolle für die Sicherheit der europäischen Energieversorgung nach dem Embargo und Importstopp für russische Importe. 74 Prozent des norwegischen Exports machten im Jahr 2022 Öl und Gas aus. Entlang Norwegens Westküste gibt es eine Vielzahl an schwimmenden Plattformen, die Öl und Gas in der Nordsee fördern. Nach dem Importstopp von russischem Öl und Gas hat Norwegen einen Teil dieser Lieferungen übernommen und im vergangenen Sommer 19 Öl- und Gasprojekte beschlossen. Diese sollen ab 2025 anlaufen und so die Energieversorgung Europas sichern. Dennoch: Insgesamt ist Norwegens CO2-Ausstoß gesunken. Nämlich um 4,7 Prozent von 1990 bis 2022. Das Ziel scheint aber in der Ferne: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 gesunken sein. Damit schließen sich die Norweger dem Klimaziel der EU an.
Schweden: Mit erneuerbaren Energien und Atomkraft zur Erreichung der Klimaziele
Norwegens Nachbar Schweden setzt hingegen bei seiner Energiegewinnung auf eine Mischung aus erneuerbaren Quellen und Atomkraft. Dafür ist Schweden im vergangenen Jahr aus dem Green Deal der EU ausgestiegen. Seine eigenen Ziele hat Schweden damit angepasst: aus „100 Prozent erneuerbare Energien“ wurde „100 Prozent fossilfreie Energieerzeugung“. Heute deckt das Land seinen Strombedarf bereits zu großen Teilen aus Wind- und Wasserkraft. Innerhalb der EU war Schweden im Jahr 2021 Vorreiter, wenn es um die Nutzung erneuerbarer Energien ging. Um jedoch dem erwarteten steigenden Bedarf begegnen zu können, soll zukünftig deutlich mehr Strom produziert werden. Bis 2040 soll der Strombedarf in Schweden doppelt so hoch sein. Um die dann benötigten 300 Terrawattstunden zu decken, hat die Regierung nun den Weg für neue Atomkraftwerke freigemacht. Der Bau von zwei neuen Reaktoren und die Verlängerung der Laufzeiten der bestehenden Werke wird nun geprüft.
Regierung streicht Mittel für Klimaschutz
Derzeit sieht es danach aus, als würde Schweden seine Klimaziele für 2045 nicht erreichen können. Und das, obwohl Schweden lange Zeit als Vorreiter in Sachen Klimapolitik galt. Als eines der ersten Länder hat das Königreich 1991 eine CO₂-Steuer eingeführt. Im europäischen Vergleich gibt es keinen grüneren Energiemix als in Schweden. Mit der Mischung aus Wasser- und Windkraft sowie Biomasse – und Atomenergie. Ebenso waren Schwedens Klimaziele sehr ambitioniert. Als erstes Mitglied der EU sollte 2045 Treibhausgasneutralität erreicht werden. Doch nun sieht es anders aus: Die Regierung hat finanzielle Mittel für Klima- und Umweltschutz gestrichen und Steuern auf fossile Kraftstoffe gesenkt. Ebenso plant die Koalition, Beimischungen von Biofuels in Benzin und Diesel zu reduzieren. Damit steigen die CO₂-Emissionen und schon die Emissionsziele für 2030 könnten verfehlt werden.
Finnland: Klimaneutralität bis 2035
Noch vor Schweden hat Finnland 1990 eine CO₂-Steuer ins Leben gerufen, damit fossile Produkte verteuert und versucht, so den Verbrauch einzudämmen. Heute gibt es 100 Prozent erneuerbare Kraftstoffe an den Tankstellen zu kaufen, auch erneuerbares Heizöl ist im hohen Norden einfach über den Heizölhändler zu bestellen. Im Stromsektor dominiert auch hier allerdings Kernenergie, im Jahr 2023 sogar mit einem Plus von 7,6 TWh. Mit 42,5 Prozent war dieser Anteil im vergangenen Jahr am höchsten. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag Atomkraft in Finnland bei 35,6 Prozent. Weitere Quellen waren 2023 Wasserkraft (18,6 Prozent), Windenergie (18,2) und Biomasse (10). Um das Ziel, Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 zu erreichen, setzt Finnland also wie Nachbar Schweden auf den Mix aus erneuerbaren Energien und Atomkraft.
Die einzelnen finnischen Kommunen bauen auf dezentrale Lösungen. So soll in Pornainen im Süden des Landes die weltgrößte Sandbatterie entstehen. Sie soll im kommenden Jahr in Betrieb gehen und dann 100 MW klimafreundliche Energie aus Sonne und Wind monatelang speichern. Damit kann die Stadt über ein Fernwärmenetz eine Woche versorgt werden. Der Aufbau der Sandbatterien klingt simpel: Sand in einem hohen Turm wird mit überschüssigem Sonnen- und Windstrom aufgeladen. Die Wärme entsteht durch Reibung, wenn elektrischer Strom durch den Sand fließt. Der kann die etwa 500 Grad-Wärme speichern und bevorratet so Energie für den langen und kalten Winter in Finnland.
Außerdem setzen finnische Städte und Gemeinden auf Holz: Holzbetriebene Wärmenetze wie im kleinen Örtchen Kittilä in Lappland. Hier steht ein 5MW Kraftwerk etwas außerhalb des Dorfes und liefert Wärme überwiegend aus Restholz der umliegenden Forstwirtschaft. Beheizt werden damit im Winter rund 170 Häuser und der kleine Flughafen.
Weltgrößte Wärmepumpe versorgt 25.000 Haushalte in Dänemark
Weiter geht die Reise in den Süden Skandinaviens, nach Dänemark. Und auch das kleine Königreich will bis 2050 klimaneutral sein. Bereits 2030 soll der CO₂-Ausstoß um 70 Prozent gesunken sein. Großprojekt dafür sind zwei Energieinseln – eine in der Nord- und eine in der Ostsee, die zusammen 12 GWh erneuerbaren Strom für 10 Millionen Haushalte liefern sollen. Bornholm soll eine der beiden Inseln werden. Offshore-Windparks werden rund um die Insel entstehen. 2030 sollen die Windenergieanlagen ans Netz gehen. Und auch Deutschland soll profitieren: Ein Vertrag über eine Leitung nach Mecklenburg-Vorpommern wurde unterzeichnet. In der Nordsee wird bis 2033 eine künstliche Energieinsel entstehen. Und zwar 80 Kilometer vor der Küste der Halbinsel Jütland. Auf zwölf Hektar stehen dann Anlagen, die Weiterleitung des in den Offshore-Windparks produzierten Stroms ans dänische Festland möglich machen. Auch Nachbarländer sollen mit der grünen Energie beliefert werden. Die Regierung investiert im Rahmen des Klimaplans 54 Millionen Euro Jahr für Jahr in Technologien für CO₂-Speicherung, weitere 121 Millionen für Energieeffizient von Gebäuden und Industrie und 43 Millionen in den Biogasausbau.
Dänemark ist bekannt für seine Windenergie. Überall im Land und auch offshore vor den Küsten in Nord- und Ostsee leuchten die weißen Windenergieanlagen. Bereits mehr als die Hälfte des dänischen Strombedarfs wird mit ihnen gedeckt. So will Dänemark immer weiter Abstand von fossilen Energieträgern nehmen. Ein weiterer Schritt in die Richtung wird in Esbjerg gemacht. Die Stadt an der Westküste unweit der großen Touristengebiete ersetzt ein Kohlekraftwerk mit einer der größten Wärmepumpen der Welt. Bis zu 25.000 Haushalte sollen nach Abschluss der Bauarbeiten über ein Fernwärmenetz mit klimaschonender Energie versorgt werden. Zwei Kompressoren liefern 60 MW Heizenergie. Die Anlage ist 6.000-mal größer als eine Wärmepumpe in einem Einfamilienhaus. Und auch Aalborg etwas weiter nördlich plant bereits eine große Wärmepumpe.
Grüner Wasserstoff aus dem Norden
Dänemarks großes Ökostromvorkommen bietet noch mehr Chancen: Wasserstoffproduktion zum Beispiel. Das Land verfolgt ehrgeizige Pläne, wenn es um die Herstellung von grünem Wasserstoff geht. Die Steigerung der Elektrolysekapazität ist da ein wichtiger Baustein. Dänische Unternehmen sind bereits an zahlreichen H2-Projekten beteiligt. So haben sich beispielsweise Unternehmen und der Flughafen in Kopenhagen zusammengeschlossen, um südlich der dänischen Hauptstadt eine Wasserstoffanlage zu bauen, die den Transportsektor mit erneuerbarer Energie versorgen soll. Und auch ein deutsch-dänisches Wasserstoffnetz soll entstehen: Auf 550 Kilometern Länge sollen die Pipelines das H2 vom unterirdischen Speicher im Norden Dänemarks nach Heidenau südlich von Hamburg transportieren. Zwischen 2028 und 2030 soll das Projekt umgesetzt werden.
Beim Wasserstoff spielt übrigens auch Esbjerg wieder eine Rolle: Dort soll 2026 eine der weltgrößten Produktionsanlagen für grünes H2 in Betrieb genommen werden. Protonenaustauschmembran (PEM)-Elektrolysetechnologie soll in der Anlage zum Einsatz kommen. Diese Technologie kann bei niedrigeren Temperaturen betrieben werden und hat schnelle Reaktionszeiten. So kann volatile Energie aus Windkraft optimal genutzt werden. Der Strom soll aus bestehenden und zukünftigen Offshore-Windparks kommen. Und Esbjerg wurde nicht zufällig als Standort ausgesucht: Die Lage der Stadt bietet eine optimale Anbindung an Pipeline-Netzwerke, fördert außerdem wettbewerbsfähige Wasserstoffmärkte und verbessert den grenzüberschreitenden Handel, auch nach Deutschland.
CCS-Projekte Greensand und Stenlille laufen bereits
Dänemark hat sich aber nicht nur der CO₂-Vermeidung verschrieben. Wie in Island und Norwegen wird die Lagerung des Treibhausgases auch hier diskutiert. So soll CO₂ durch CCS unter der Nordsee und auch an Land verpresst werden. Ab 2029 soll über 15 Jahre 34 Millionen Tonnen CO2 in Gesteinsschichten eingebracht werden. Diese Menge entspricht derzeit in etwa dem gesamten CO₂-Ausstoß von Dänemark in 15 Monaten. Zwei CCS-Pilotprojekte laufen auch schon: Greensand verpresst CO₂ einer belgischen Zementfirma unter der Nordsee im Bereich des ehemaligen Ölfeldes Nini West und in Stenlille auf der Insel Seeland soll zukünftig CO₂ in einem Gasspeicher gelagert werden.
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